Seit einem Jahr tobt in der Ukraine ein fürchterlicher Krieg. Doch nicht allen Menschen ist es möglich, im Ausland Schutz zu suchen. Besonders Kranke benötigen humanitäre Hilfe. Diese unterstützt der humanitäre Verein Switlo gezielt, wie das Schicksal von Viktor Oleschko zeigt.
Die grossangelegte russische Invasion der gesamten Ukraine jährt sich am 24. Februar 2023. Seit Beginn des Krieges verloren Millionen von Menschen ihr Zuhause. Viele von ihnen reisten nach Europa, um Schutz vor russischen Bomben zu finden. Viele Ukrainer:innen sind jedoch nicht in der Lage, ihr Land zu verlassen. Zwei von ihnen sind Viktor und Irina Oleschko. Sie leben in Saporischschja, einer Stadt, die nicht einmal eine Autostunde von der Front entfernt liegt. Ans Flüchten können die beiden nicht denken: Viktor ist krank. Der frühere Klempner erlitt 2019 während der Nachtschicht einen Schlaganfall. «Erst konnte ich mich noch selbstständig bewegen, doch vor einem Jahr verschlechterte sich mein Zustand enorm. Seither kann ich nur noch sitzen oder liegen», erzählt der 63-Jährige.
Viktor verbrachte sein ganzes Leben in Saporischschja, seine Frau Irina stammt ebenfalls aus der Region. Als der Krieg ausbrach, traf sie der Schock. «Es war ein unbeschreibliches Grauen! Wir hatten Angst, waren verwirrt und wussten nicht, was mit unserem Land und unserem Volk geschieht», erzählen sie. Wegen des Krieges ist Hilfe für Menschen wie Viktor und Irina nur sehr schwer zu finden. Beide sind nun auf ihre Nachbarn angewiesen, die ihnen zum Beispiel Holz für ihren Ofen bringen, damit sie nicht frieren müssen. Familie, die sich um sie kümmern könnte, haben sie keine mehr.
Vor einigen Wochen erreichte das Ehepaar jedoch die benötigte Hilfe. Mehrere Lastwagen aus der Schweiz trafen in Saporischschja ein, beladen mit Essen, Kleidung und vor allem die wichtige medizinische Hilfe für Viktor, welche aus den Spendenaktionen von Switlo stammt. Für Viktor ist diese von unvorstellbarem Wert: Erwachsenenwindeln, ein Rollstuhl sowie eine neue Matratze konnten ihm zur Verfügung gestellt werden. Gerade über die Matratze freute er sich besonders, die alte war bereits stark abgenutzt. Ungenügend für eine Person mit solchen Leiden. Für die Spende sind Viktor und seine Frau unglaublich dankbar: «Die Menschen in der Schweiz sind grossartig, Gott segne euch!» Trotz des langen Kriegs ist Viktor zuversichtlich und an Unterstützung für sein Land mangelt es kaum. «Ich denke, wir werden gewinnen», sagt der 63-Jährige stolz.
Geschichten wie diese betreffen den humanitären Verein Switlo gleich doppelt. Herzzerreissend ist sie vor allem für Olena, Andriy und ihre Tochter Antonina. Die Familie Maltsev stammt aus der Stadt Saporischschja und lebt nun seit neun Jahren im Aargauischen Freiamt. Sie sind gleichzeitig Mitbegründer von Switlo. «Dass so etwas in meiner Heimatstadt passiert, kann ich nicht fassen. Umso schöner, dass wir den Menschen dort helfen können», sagt Antonina. Gleichzeitig sind Geschichten wie diese auch der Grund, weshalb der Verein Switlo seine Dienste leistet, trotz grossartiger Hilfe von Staaten und Hilfsorganisationen. «Menschen wie Viktor können wir vielleicht besser erreichen als grosse Hilfsorganisationen, da wir über ein ausgezeichnetes Netzwerk in den Regionen nahe der Front haben, so auch in Saporischschja», sagt Andriy.
Seit dem 24. Februar 2022 konnte Switlo 20 grosse LKWs in die Ukraine liefern. Der überwiegende Grossteil der Spenden kam von Privatpersonen. «Den Spendenden danken wir so oft wir können. Nur Dank ihrer Wärme und Grosszügigkeit können die Menschen in den Krisengebieten unterstützt werden», sagt Olena. Tausenden von Ukrainer:innen konnte Switlo so helfen, von Iwano-Frankiwsk in der Westukraine, einem Auffangbecken für Binnengeflüchtete, bis in die ostukrainischen Städte Saporischschja, Charkiw und Cherson. Die beiden letztgenannten Städte wurden erst im Sommer dieses Jahres zurückerobert, weswegen die humanitäre Situation in diesen Regionen teilweise besorgniserregend ist. Auch deswegen ist weiteres Handeln von Switlo unerlässlich. Angewiesen ist Switlo dabei immer noch auf spendende Privatpersonen.
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